Kreis Holzminden (rus). Der Landkreis Holzminden erhält eine Förderung in Höhe von rund zwei Millionen Euro, die in die Digitalisierung und technische Ausstattung der kreiseigenen Schulen gesteckt werden sollen. Im Rahmen des Ausschusses für Bildung, Kultur und Sport am Mittwochnachmittag im Kreishaus stellte die Verwaltung den neu erstellten Medienentwicklungsplan vor, der Grundlage für die weitere Mittelverwendung sein soll.

Er beschreibt auf gut 85 Seiten, wo der Landkreis Holzminden in puncto digitaler Ausstattung seiner weiterführenden Schulen derzeit steht – und wo er hin muss. Dafür seien im Landkreis Holzminden Investitionen von fast 4,8 Millionen Euro notwendig, um etwa die Breitband- und Glasfaseranbindung der Schulen zu gewährleisten und sie in jeweils allen Räumen mit WLAN auszustatten. Diese „Basics“ sind die Grundvoraussetzungen, damit die Mittel aus dem sogenannten „Digitalpakt Schule“, ein umfangreiches Förderprogramm des Bundes, überhaupt genutzt werden können. Dazu gesellen sich dann auch Anschaffungen mobiler Endgeräte, wie etwa Tablets und Laptops für die Nutzung in den Unterrichten und auch neue Präsentationstechnik oder auch weitere digitale Geräte. Die Schulen werden zunehmend digitaler, Projektleiter Michael Wenzel vom beratenden Büro Dr. Garbe, Lexis & von Berlepsch ist mit seiner Prognose sogar noch visionärer: „Ich denke, dass wir in fünf Jahren schon keine Tafeln mit Kreide mehr in den Schulen haben werden“, so Wenzel.

Der Landkreis Holzminden, das Beratungsbüro und auch die Schulen haben bereits im Vorfeld einige Zeit und Arbeit investiert und einen Medienentwicklungsplan für die Schulen im Landkreis Holzminden erarbeitet. Er stellt die derzeitige schulische Infrastruktur dar und führt auch bereits aus, welche Investitionen monetär und auch personell in Support und Ausstattung investiert werden müssten. Dass sich der Landkreis Holzminden das angesichts der angespannten Haushaltslage nicht gänzlich leisten kann, hatte die Verwaltung auch schon in ihrer Vorlage an die Mandatsträger berücksichtigt und lediglich die Verteilung der Fördermittel nach einem vorher definierten Schlüssel auf die verschiedenen Schulen zur Abstimmung gestellt, also bei einem Eigenanteil von nicht mehr oder weniger als null Euro. Der nach Abzug der Förderung noch offene Betrag in Höhe von immerhin noch rund 2,8 Millionen Euro soll demnach zunächst zurückgestellt werden und stand nicht einmal zur Diskussion.

Im Zuge der Umsetzung des Digitalpaktes will man in der Kreisverwaltung eine neue halbe Stelle schaffen, die die Koordination des Projektes übernehmen soll. Dazu soll auch das Kreismedienzentrum personell mit mindestens zwei neuen Stellen aufgestockt werden, da die dort tätigen Administratoren schon jetzt an der Belastungsgrenze stünden. Zusätzlich, so hatte es der Ausschuss auf Antrag des Mitglieds Helmut Affelt dann ergänzend in den Beschluss mit aufgenommen, soll auch an der Georg-von-Langen-Schule schnellst möglichst eine neue Stelle für einen Systemadministrator eingerichtet werden, um den digitalen Unterricht zu organisieren. Hier hatte die Schule inzwischen in der Coronazeit gute Erfahrungen machen können und in Eigenregie komplett auf digitales Home-Schooling umgestellt. Wenn nun nach den Sommerferien allerdings, so ist es derzeit geplant, der Regelbetrieb wieder losgehen soll, braucht man hier Unterstützung. Die weiterführenden Beratungen zu diesem Thema sollen nun am 31. August 2020 im Kreisausschuss und schließlich am 7. September 2020 im Kreistag erfolgen.

Die aktuell noch am Anfang befindliche Schuldebatte, die mitunter auch einige der kreiseigenen Schulstandorte in Frage stellt um die es hier geht, will man bei den weiteren Planungen aber erst einmal nicht berücksichtigen. „Wir planen so, wie der Stand heute ist“, erklärte Schul-Bereichsleiter Boris Schreiber im Rahmen der Sitzung. Das bedeutet aber auch: Sollten Fördergelder in jene Schulen fließen, die später geschlossen werden, müsste die Förderung dann auch anteilig zurückgezahlt werden. Stand jetzt habe man aber, das betonte auch Dezernatsleiterin Marieluise Niegel, auf dem kürzlichen Bildungsgipfel (wir berichteten) lediglich Vorschläge veröffentlicht und noch keine weiteren Pläne vorliegen, was mögliche Veränderungen in der Schullandschaft betreffe. Insofern könne derzeit da auch noch nichts Berücksichtigung finden. Nichtsdestotrotz will der Landkreis bis Ende November spätestens, wenn auch der Haushalt beschlossen werden soll, eine zumindest deutlich genauere Planung und Beschlusslage haben, wie es mit den Kreis-Schulen künftig weitergehen wird.

Fest steht, die Digitalisierung in den Schulen hat nicht nur durch teils Improvisationen in der Coronazeit an Fahrt aufgenommen, sondern wird auch von höchster Stelle mit einer attraktiven Förderung unterstützt, immerhin ist es eine 100 Prozent-Förderung für die Schulen. Es bedeutet aber auch, dass hier der Landkreis am Ball bleiben muss, will er nicht den Zug verpassen, der unweigerlich in Richtung volldigitale Schule fährt – und sogar schon losgerollt ist.

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