Grünenplan (red). Ortstermin in Grünenplan. Zusammen mit Delligsens Bürgermister Stephan Willudda und Nicole Christoph aus dem Bereich Wirtschaftsförderung des Landkreises, hat Landrat Michael Schünemann die Grünenplaner Glashütte der Schott AG besucht. Ziel war es, einen engeren Kontakt zu bekommen und über die Bedürfnisse und Notwendigkeiten der Hütte besser informiert zu sein. Der Austausch sei wichtig, um die Probleme zu kennen und gegebenenfalls auch reagieren zu können, machte der Landrat gleich zu Beginn der Gespräche deutlich. Eine harmonische Begegnung mit viel Verständnis und der Bereitschaft, einander zuzuhören.   

Das Glashüttenwerk in Grünenplan kann auf eine fast 300-jährige Tradition zurückblicken. An dem Standort der größten Waldglashütte im Hils entstand 1744 die erste industriell fertigende Glashütte. Georg von Langen, der die Hütte im Auftrag des Herzogs von Braunschweig gegründet hatte, entwarf dazu gleich auch noch die entsprechenden Wohnhäuser für das teils von weit her eingekaufte Fachpersonal. Was damals produziert wurde, hat wenig mit dem zu tun, worauf das Werk heute vor allem setzt. Als hochspezialisierter Dünnglasproduzent beliefert das Werk heute vor allem den asiatischen Markt, größte Abnehmer sind Handyproduzenten, die butterweiches nur wenige Mikrometer dickes Glas für optische Installationen in den Geräten benötigen. Die Perspektiven auf diesem Gebiet sind zumindest im höherpreisigen optischen Bereich sehr gut, auch wenn das Grünenplaner „dünnste Glas der Welt“ mit hauchdünnem Kunststoff konkurrieren muss.  

Seit Jahren schon habe man einen Pandemieplan für den Fall aller Fälle vorbereitet, erklärte Dr. Dirk Müller während des Gesprächs, es sei jedoch etwas anderes gewesen, diese Pläne nun tatsächlich auch aus der Schublade ziehen zu müssen. Dennoch habe der Betrieb die Coronakrise bisher gut gemanagt, es noch kein einziger Fall einer infizierten Person aufgetreten. Wesentlich problematischer, das machten alle Mitglieder der Werksspitze bei dem Besuch deutlich, seien die Standortbedingungen insgesamt. Der Mutterkonzern, die Mainzer Schott AG habe sich für Grünenplan mit seinen zwei Werken und dem dazugehörigen Eschershäuser dritten Werk klar entschieden und auf die Produktion von weltweit nahezu vergleichslosem Dünnglas gesetzt. Bei dieser Art hochtechnologischer Produktion sei das größte Problem, Auszubildende aus dem weiteren Umfeld und Fachkräfte bundesweit zu rekrutieren.  

„Die Rohstoffversorgung direkt von nebenan war einmal, aber Personal und kurzfristig benötigte Dienstleistungen kommen weiter direkt aus der Region“, stellte Ernst Friedrich Düsing, Chef des Qualitätsmanagements bei der kurzen Unternehmensvorstellung während des Treffens fest. Wobei der Begriff Region in diesem Fall schon etwas weiter gestrickt ist. Denn das 1930 in den Mainzer Spezialglaskonzern integrierte Werk sei eher ein Ingenieursstandort, wie Personalchefin Tanja Kremers verdeutlichte. Viele der 430 Mitarbeitenden – davon 30 Auszubildende – machten ein duales Studium oder eine ähnliche Spezialausbildung in Grünenplan und kommen dementsprechend nicht selten aus Hannover oder noch weiter entfernten Orten. Besonders die Auszubildenden seien häufig auf den ÖPNV angewiesen. Die Anbindung bis Alfeld mit dem Zug sei da sehr gut, führte Kremers aus, dann jedoch sei der weitere Weg schwierig. „Einmal am Tag ein Bus bis nach Grünenplan reicht da nicht“, war sich die Werksspitze insgesamt einig. Landrat Michael Schünemann und auch Bürgermeister Stephan Willudda bedankten sich für diese Hinweise und regten zu weiteren regelmäßigen Austausch an. „Die ÖPNV-Versorgung von Alfeld nach Grünenplan ist ein wichtiges Thema, das sowohl Herrn Willudda als auch mich sehr bewegt“, macht Schünemann deutlich.

Viel Wert legt man in Grünenplan auch auf das schon seit einigen Jahren gut aufgestellte Energiemanagement, nach dem das Werk in der Hilsmulde sowohl nach ISO 14000 als auch nach 50001 zertifiziert ist und regelmäßig geprüft wird. Bis 2030, so die Vorgabe aus Mainz, sollen alle Werke CO2-neutral sein. Eine wichtige Rolle spiele dabei auch der Fortbestand der Deponie Delligsen, die von der Schott AG für ihre Reststoffe verwendet wird. Und schließlich wurde natürlich auch das Thema Schule in den Gesprächen thematisiert. Tanja Kremers überreichte dem Landrat eine Glasmedaille, die die Solidarität mit den Delligser OBS-Rettern dokumentierte. Michael Schünemann wiederum erklärte der Werksleitung die Entscheidungswege und die Beweggründe für den längerfristig bestehenden Handlungszwang. „Sie werden in der einen oder anderen Form unangenehme Entscheidungen fällen müssen“, gab Dr. Dirk Müller den Landrat mit auf den Weg. Da die Zeit nicht ausreichte, um einen kurzen Rundgang durch der Produktion zu machen, wird ein weiterer Besuch sicher  folgen.

Foto: Peter Drews/Landkreis Holzminden