Hildesheim (red). Nach einer zeitweisen Schließung wegen der Corona-Pandemie dürfen Friseursalons ab dem 4. Mai wieder öffnen. Auch das Haarstudio Flair von Sonja Schaare in Hildesheim-Himmelsthür, der Stammfriseur von HWK-Präsident Delfino Roman, freut sich über die Wiedereröffnung. Auf ihrer Homepage informiert Friseurmeisterin Sonja Schaare alle Kunden über die besonderen Bedingungen für den Friseurbesuch in Zeiten von Corona.

Auch im Salon wird deutlich, dass sie nach mehreren Wochen Zwangsschließung alle Anforderungen des Pandemie-Arbeitsplans des Friseurhandwerks umgesetzt hat. Ihre Mitarbeiter müssen genauso wie Kunden einen Mundschutz tragen und es darf nur am gewaschenen Haar gearbeitet werden. Trockenhaarschnitte fallen aus.

Laufkundschaft wird gar nicht erst angenommen, eine Terminvergabe erfolgt telefonisch oder seit dem 4. Mai auch an der Tür. „Hier müssen sich die Kunden in Geduld üben. Das Telefon steht nicht still. Wie viele andere Salons sind auch wir in den nächsten Wochen gut ausgebucht. Mit einer Woche Vorlauf müssen Kunden rechnen“, sagt Inhaberin Schaare. Die nächsten Tage würden zeigen, ob man die Termine alle abarbeiten könne. Notfalls müsse man über längere Öffnungszeiten nachdenken. Schaare kann von acht möglichen Plätzen nur vier besetzen. Es können demnach nicht alle Mitarbeiterinnen von Schaare gleichzeitig an Kunden arbeiten.

Delfino Roman, Präsident der Handwerkskammer HildesheimSüdniedersachsen, hatte sich zeitnah nach Bekanntwerden der Wiedereröffnung der Friseure einen Termin in seinem Stammsalon organisiert. „Für die 746 Salons in den Landkreisen Göttingen, Hildesheim, Holzminden und Northeim ist das Wiederhochfahren der Geschäfte existentiell. Länger hätten die Schließungen nicht dauern dürfen“, so Roman. Bei Schaare sei die Landesförderung in Höhe von 3.000 Euro zwar geflossen, auf den Zuschuss vom Bund wartet sie seit dem 15. April.

„Die letzten Wochen waren nicht einfach für mich, wenn man bedenkt, dass wir in den vergangenen Wochen keine Umsätze machen konnten. Sogar mein Erspartes musste ich anpacken“, so Schaare. Hinzu kommt als zusätzlicher bürokratischer Aufwand eine neue „Verordnung des Landes zum Schutz vor Neuinfektionen mit dem Corona-Virus“, die die niedersächsischen Friseure zur Erfassung der Kontaktdaten aller Kunden mit dreiwöchiger Speicherung bzw. Aufbewahrung verpflichtet.++ Das Beratungsaufkommen in der Handwerkskammer zu Soforthilfen sowie zur Kurzarbeit bei den Friseuren ist in den letzten Wochen enorm gewesen. „Letztendlich ist es der niedersächsischen Interessenvertretung des Handwerks zu verdanken, die mit Nachdruck die Öffnung gefordert hat, dass nicht hunderte Salons in die Insolvenz gehen und somit tausende Gesellinnen und Auszubildende entlassen werden müssen“, sagt Roman. 

„Weil Haarewaschen jetzt Pflicht ist, weniger Kunden in einer Arbeitswoche bedient werden können und eventuell Rückstände für Fixkosten und Rechnungen auf Seiten der Betriebe anfallen, sind Preiserhöhungen für einen Haarschnitt absolut gerechtfertigt“, schlussfolgert Roman. „Alle Salons sollten bitte realistisch einschätzen, ob sie ihre Preise an die Gegebenheiten anpassen sollten. Ich bin mir sicher, dass die meisten Kunden dafür vollstes Verständnis haben.“ Schaare erhebt einen Euro Zuschuss, um die Kosten für die anfallenden Hygienemaßnahmen im Salon zu finanzieren.

Bundesweit dürfen Friseursalons bestimmte Leistungen noch nicht anbieten, die zu nah am Gesicht der Kunden stattfinden: Augenbrauen- und Wimpernfärben, Rasieren und Bartpflege. „Das ist der Grund, weshalb Kosmetiker im Moment noch geschlossen bleiben müssen. In einem nächsten Schritt muss die Landesinnung ein tragfähiges Schutz- und Hygienekonzept für diese Dienstleistung ausarbeiten, damit auch Kosmetiker zeitnah wieder arbeiten können“, fordert Roman.

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