Kaierde (red). Der siebenjährige Timo Riedel aus Kaierde erhielt im September die Diagnose eines nur schwer heilbaren Hirntumors. Für seine Familie war dies ein nicht vorhersehbarer Schicksalsschlag, der sie vor enorme Herausforderungen stellte. Das Eigenheim der Familie ist nicht rollstuhlgerecht, doch Timo ist aufgrund seiner Erkrankung zeitweise auf einen Rollstuhl angewiesen.
Freunde und Bekannte riefen daraufhin eine Spendenaktion auf der Plattform „GoFundMe“ ins Leben. Innerhalb kurzer Zeit kamen mehr als 50.000 Euro zusammen, um den notwendigen Umbau des Hauses zu ermöglichen. „Wir sind allen Spendern sehr dankbar für das Engagement und die Nächstenliebe, die uns entgegengebracht wird“, erklärt Familienvater Manuel Riedel.
Er erinnert sich an den Beginn des Leidenswegs seines Sohnes. Nach einem Anruf der Grundschule begann für Vater und Sohn eine lange Krankenhausodyssee. Über Kliniken in Gronau und Hildesheim führte der Weg schließlich zur Universitätsklinik Göttingen. Dort verbrachten beide mehrere Wochen, bis ein medizinischer Behandlungsweg für die Diagnose Ponsgliom gefunden wurde. „Wir führten in Göttingen quasi einen zweiten Haushalt. Das stellte uns vor weitere Herausforderungen, die wir vorher überhaupt nicht bedacht hatten“, berichtet Riedel. Hinzu kam, dass Timo durch die notwendige Kortisonbehandlung an Gewicht zunahm und eine komplett neue Garderobe benötigt wurde.
Behandlung zeigt erste positive Entwicklung
Inzwischen ist Timo wieder zu Hause in seinem gewohnten Umfeld. Die erste Chemotherapie und Bestrahlung hat er bereits hinter sich. „Der erste Kontrolltermin ist positiv ausgefallen und der Tumor ist augenscheinlich kleiner geworden, sodass er sozusagen eingefroren ist“, beschreibt Manuel Riedel den aktuellen Stand. Alle 28 Tage folgt nun eine Erhaltungstherapie in Form einer fünftägigen Chemotherapie. Der nächste Termin ist für 5. Januar angesetzt.
Unterstützung erhielt die Familie nicht nur von zahlreichen privaten Spendern, sondern auch von Unternehmen, die ihre Betriebsurlaube für den Hausumbau verschoben. Zudem engagierte sich die Delligser Menschens-Kinder-Stiftung. Die Vorstandsmitglieder Pfarrer Bernd Kuchmetzki und Sabine Tippelt erkundigten sich kurz vor Weihnachten persönlich nach Timos Befinden. Die Stiftung unterstützte den Jungen aus Kaierde mit 2.000 Euro. „Für uns war sofort klar, dass wir helfen. Für solche Fälle ist unsere Stiftung gegründet worden“, betont Tippelt.
Auch Kuchmetzki macht deutlich, wie wichtig Unterstützung in solchen Situationen ist. Ein Tumor wie dieser sei eine tickende Zeitbombe. „Mit einem solchen Schicksal kann eine Familie nicht allein fertigwerden. Familie Riedel zeigt, dass es wichtig ist, um Hilfe zu bitten. Nur dann kann sie auch geleistet werden“, sagt der Pfarrer.
Timos Mutter Sahra Riedel bestätigt das. Die Hemmschwelle sei anfangs groß gewesen, doch ohne die Unterstützung wäre die Situation kaum zu bewältigen. Gleichzeitig weisen Kuchmetzki und Tippelt darauf hin, dass ihre Stiftung auch bei kleineren finanziellen Hürden hilft, etwa bei Einschulungen oder Klassenfahrten. Die benötigten Mittel stammen überwiegend aus Spenden und Aktionen wie dem Kinderkarussell auf dem Delligser Adventsmarkt.
Für die Familie Riedel bedeutet die Unterstützung vor allem eines: mehr gemeinsame Zeit. Diese möchten Manuel und Sahra Riedel ihren beiden Söhnen bewusst ermöglichen, bevor im Januar der Alltag zwischen Chemotherapie, Schule, Arbeit und Familienleben wieder beginnt.
Foto: Menschens-Kinder-Stiftung