Höxter-Corvey (TKu). Das Vitusfest in Corvey stand am Sonntag, 15. Juni, ganz im Zeichen jahrhundertealter benediktinischer Tradition und lebendiger Glaubensgemeinschaft. Mehr als 400 Gläubige kamen trotz wechselhafter Wetterlage zusammen, um in der Kirche St. Stephanus und Vitus gemeinsam das Fest des heiligen Vitus zu begehen. Der festliche Gottesdienst, ursprünglich als Open-Air-Veranstaltung geplant, wurde kurzerhand in die Kirche verlegt. Die Bänke waren bis auf den letzten Platz gefüllt. „So voll war das Gotteshaus schon lange nicht mehr“, meinte eine Besucherin. Die Prozession zum Dreizehnlindenkreuz musste zwar wegen Regens ausfallen, doch der feierliche Charakter des Tages blieb davon unberührt. Als Festprediger war Abt Dr. Cosmas Hoffman aus der Benediktinerabtei Königsmünster in Meschede eingeladen. In seiner eindrucksvollen Predigt rief er zur Menschlichkeit auf und verwies auf das bewegende Lebenszeugnis der Holocaustüberlebenden Margot Friedländer. Unter dem Leitwort „Das Benediktinerkloster als eine Schule für den Dienst des Herrn“ knüpfte Abt Cosmas an die über 1000-jährige monastische Geschichte Corveys an, ein geistliches Erbe, das bis heute Wirkung entfaltet.
Die freundschaftlichen Beziehungen zwischen Corvey und der Abtei Königsmünster bestehen nicht erst seit gestern. Ein besonderer Brückenbauer war Bruder Adelhard Gerke (1930–2017), gebürtiger Höxteraner und Benediktiner in Meschede. Seine Forschungen zum karolingischen Westwerk sind bis heute bedeutend. Eine Gedenkstele am Corveyer Friedhof erinnert an ihn. Bereits beim Ordenstag 2023 besuchte Abt Cosmas diesen Ort – kurz nach seiner Wahl zum Abt, als Zeichen der Verbundenheit. Auch zahlreiche Mitwirkende machten das Vitusfest zu einem lebendigen Ereignis: Der Kirchenchor Lüchtringen und mehr als 25 Ministranten gestalteten den Gottesdienst festlich mit. Für die jüngsten Besucher gab es eine Kinderkirche im karolingischen Westwerk, die ebenfalls nach drinnen verlegt worden war. Nach dem Gottesdienst lud die Pfarrgemeinde zum Pfarrfest auf die Wiese neben der Kirche. Bei Speis und Trank kamen viele Besucher miteinander ins Gespräch. Das Blasorchester Albaxen sorgte mit einem Platzkonzert für beste Unterhaltung, und Annika Pröbe, Standortleiterin für das Westwerk, führte Interessierte kostenlos durch das UNESCO-Welterbe. Mit der Übertragung der Gebeine des heiligen Vitus nach Corvey im Jahr 836 begann die Verehrung des Märtyrers an der Weser – eine fast 1200-jährige Geschichte, die am Sonntag eindrucksvoll weitergeschrieben wurde.
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Fotos: Simone und Thomas Kube