Beverungen/Lauenförde/Würgassen (TKu). Das Bundesumweltministerium hört endlich zu: Zu einer Besichtigung in Würgassen und der Region war am Dienstagabend das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz von Berlin aus angereist. Die zwei Staatssekretäre Christian Kühn und Stefan Tidow hörten sich alle Fakten und Bedenken des Standortsarbeitskreises Würgassen genau an. Die Staatssekretäre eingeladen und mit ihnen diskutiert hatte der Standortsarbeitskreis, zu dem die Bürgermeister der Region, die zuständigen Bundestagsabgeordneten für die Bereiche Südniedersachsen, Nordhessen und Ostwestfalen sowie die Bürgerinitiativen „Atomfreies Dreiländereck“ und „Lebenswertes Bördeland & Diemeltal“ gehören. Ergebnisoffen und mit Prüfung aller Fakten wolle das Bundesumweltministerium nach dem Besuch in Beverungen über das geplante Logistikzentrum für schwach- und mittelradioaktive Stoffe in Würgassen noch einmal neu beraten, wie die beiden Staatssekretäre unisono erklärten. Der beamtete Staatssekretär Stefan Tidow erklärte in der Beverunger Stadthalle vor dem Gremium und den Pressevertretern, dass die Kritik und das Hinterfragen des Bereitstellungslagers gerechtfertigt seien. „Vor Ort haben wir uns ein genaues Bild von der Standortauswahl machen können und die Kritik der Menschen aufgenommen in einem sehr sachorientierten Ton“, wie sie weiterhin ausführen. Die Schwerpunkte der Besichtigung und der Gespräche handelten von der Logistik der radioaktiven Abfälle, der Hochwassergefahr und der Geologie am Standort Würgassen. Vieles Bedenkenswertes wollen sie nun mit nach Berlin nehmen, um darüber neu und ergebnisoffen zu diskutieren. Die Staatssekretäre versprachen, dass alles in den neuen Entscheidungsprozess einfließen werde, auch das von dem Arbeitskreis vielfach kritisierte Verfahren zur Standortauswahl. 

Christian Kühn, der parlamentarische Staatssekretär, ergänzte dazu: „Es braucht ein Logistikzentrum, das ist sicher und da kommen wir auch nicht drumherum! Wir wollen den Entscheidungsprozess zur Standortauswahl aber wieder in Gang zu bringen“, so Kühn weiter, der betonte, dass alle Entscheidungen auf Augenhöhe, mit fachlicher Expertise und mit größtmöglicher Transparenz getroffen werden sollen. Der Besuch sei ein guter Auftakt gewesen, der Hoffnung bereite, sagte Dirk Wilhelm, Vorsitzender der Bürgerinitiative „Atomfreies Dreiländereck“ im Anschluss an den Austausch in der Beverunger Stadthalle. Man stehe aber noch ganz am Anfang. „Positiv festzuhalten ist, dass ein Dialog funktioniere, was mit dem vorherigen Staatssekretär nicht möglich war. Finales Ziel sei es, eine bestmögliche Lösung zu finden, die den Kriterien der Sicherheit gerecht wird“, so Wilhelm. Die Argumente stünden auf Seiten der Bürgerinitiativen, was laut Wilhelm alle Beteiligten auch wüssten. Die Ausführungen der anderen Seite seien derart mangelhaft, dass sich Wilhelm nicht vorstellen könne, dass ein grün geleitetes Bundesumweltministerium dieses Verfahren mit Projektabschluss beenden werde. Beverungens Bürgermeister Hubertus Grimm empfand das Gespräch als sehr konstruktiv und von großer Sachlichkeit geprägt. Grimm ist der Meinung, dass nun in der „Hausspitze“ des Bundesumweltministeriums ein Nachdenken eingesetzt habe. In Berlin würde man die Sorgen und die Betroffenheit der Region indessen ernster nehmen. Edith Götz von der Bürgerinitiative „Lebenswertes Bördeland & Diemeltal“ hätte gehofft, dass die Staatssekretäre sich dazu durchgerungen hätten, das Verfahren sofort zu stoppen, weil es dabei zu viele Ungereimtheiten gegeben hätte. Mit dieser Entscheidung habe sie selbst aber am gestrigen Dienstag auch selbst noch nicht gerechnet. Sie selbst kritisierte insbesondere, dass sich das Standortauswahlverfahren nur auf Würgassen konzentriert habe und auf keinen anderen Standort.

Fotos: Thomas Kube