Holzminden/Höxter (red). Der Stadtverband Höxter und der Kreisverband Holzminden von Bündnis 90/Die Grünen hatten zu einer Online-Veranstaltung zur interkommunalen Zusammenarbeit eingeladen. Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik beiderseits der Weser hielten spannende Impulsvorträge. Was gibt es bereits an Kooperationen und was könnte zwischen den Städten zukünftig verbessert werden. Der Unternehmer und Mitwirker am Corveyer Programm Carl Otto Künnecke, lobte das mit einander reden und erinnerte daran, dass es in seiner holzmindener Ratszeit oft ein unverständliches Gegeneinander zwischen den Städten gegeben habe. „So wollten einige Ratsvertreter Höxter nicht beim Einsatz für das Weltkulturerbe in Corvey unterstützen, weil Holzminden davon nichts habe. Dieses engstirnige Denken muss sich ändern.“ Von außen betrachtet seien Höxter und Holzminden für die Wirtschaft ein gemeinsamer Innovations- und Zukunftsraum. Dies sah auch Jan Schametat vom gemeinsamen Zukunftszentrum Holzminden-Höxter so und wies auf viele Beispiele der Kooperationen insbesondere zwischen den beiden Fachhochschulstandorten an der Weser hin. „So viele gemeinsame Projekte an einer Landesgrenze von Berufsschulkooperationen bis hin zum gemeinsamen Einsatz gegen die Weserversalzung oder die Atommüllplanung in Würgassen gibt es selten“, erläuterte Ludger Roters von den Grünen im Stadtrat Höxter. 

Der neue Bürgermeister von Höxter Daniel Hartmann warb für die Landesgartenschau als Gewinn für die ganze Region. Sie sei nicht nur für den Tourismus und die nachhaltige Stadtentwicklung, sondern auch für das Image der Weserregion von hoher Bedeutung. Höxter habe ein starkes Interesse an mehr Kooperationen zwischen den Räten und Bürgermeistern. „Nur gemeinsam finden wir auch bei den Landesregierungen in Düsseldorf und Hannover Gehör.“Niedersachsens Ex-Agrarminister Christian Meyer lobte das nachhaltige Konzept in Höxter und wies darauf hin, dass es mit Bad Iburg in seiner Amtszeit eine sehr erfolgreiche Gartenschau gegeben habe, von der man lernen könne. Fraktionssprecher Alexander Titze regte unter anderem an, neben einer Verbesserung der Zugtakte Holzminden-Höxter auch den Stadtbusverkehr besser zu verzahnen und nicht nur für die Landesgartenschau auszubauen. Die Städte sollten gemeinsam dafür wirken, wieder eine Schiffsverbindung zwischen Höxter und Holzminden zu etablieren. 

Mit den Geschäftsführern der Weserstadtwerke-Service GmbH Thorsten Welling und Matthias Bieler gibt es erstmals eine grenzüberschreitende Kooperation bei der Gas- und Wasserversorgung. Sowohl Technik, Reparaturen als auch die gemeinsame Verwaltung und Akquise bringe starke Vorteile durch mehr Experten und günstige Gebühren beiderseits der Weser. Die gemeinsame Gesellschaft von Höxter und Holzminden habe sich sehr bewährt und könne weitere Kooperationen anbieten. 

Der grüne Bundestagskandidat Helge Limburg zeigte sich begeistert über die vielen Kooperationen an einer Landesgrenze. Dies müsse auch vom Bund mehr unterstützt werden. So gebe es zwar Extra-Fördermittel für grenzüberschreitende Projekte an Bundesgrenzen, aber nicht für Kooperationen an Landesgrenzen. „Dabei ist unsere Weser ein verbindendes Element und unsere zwei starken Städte Höxter und Holzminden sind verstärkt aufeinander angewiesen.“ 

Carl Otto Künnecke, der sich später zur Grünen Veranstaltung zugeschaltet hatte, verwies auf die Präambel des gemeinsamen Corveyer Programms von 2014: „Auf beiden Seiten der Weser tragen wir Verantwortung für die Zukunft unserer Region. An uns allein liegt es, ob unsere Kinder und Enkelkinder auch später noch Arbeit, Wohlstand und eine lebens- und liebenswerte Heimat vorfinden werden. Diese Herausforderungen lassen sich nur gemeinsam über Länder- und Kreisgrenzen hinweg meistern. Wir sind uns bewusst, dass nur eine aktive und lebendige Zusammenarbeit aller die Chance bietet, die augenblickliche Situation auf beiden Seiten der Weser nachhaltig zu verbessern. Dazu bedarf es Mut, Unterstützung und Engagement aller Beteiligten aus Unternehmen, Verbänden, Wissenschaft und Politik.“ 

Der Moderator und Holzmindener Landtagsabgeordnete Christian Meyer lobte den Dialog und warnte vor Kirchturmdenken. „Wer alles allein machen will, ist irgendwann allein“, mahnte er. Die Veranstaltung sollte zeigen, dass in den Bereichen Natur, Tourismus, Radweg, Schiene, Straße, Wissenschaft, Energieversorgung, Klimaschutz und Wirtschaft viele positive Punkte für eine gemeinsame Kooperation entstehen. „Flüsse verbinden – Region ohne Grenzen“ solle das Motto sein. Als Konsequenz aus der Veranstaltung werden die grünen Ratsfraktionen einen gemeinsam abgestimmten Antrag sowohl in Höxter, als auch in Holzminden in die Räte einbringen. Das gemeinsame Ziel der Fraktionsvorsitzenden Ludger Roters und Alexander Titze ist mehr Zusammenarbeit mit Blick auf die Landesgartenschau zu initiieren.